Der Begriff der Eingehtour bezeichnet gemeinhin die erste Tour einer Saison. Dies betrifft sowohl Sommer- als auch Wintersaison. Es wird eine eher überschaubare Tour von nicht all zu ausufernder Länge ins Auge gefasst, um sich wieder ans Gerät zu gewöhnen. Platziert werden kann eine solche jeweils zu Beginn der Wintersaison sobald der erste Schnee liegt oder am Ende derselben, wenn ebenjener wieder Großteils verschwunden ist.

Ausgangspunkt war diesmal Wörgl. Auch wenn wir Tags zuvor zunächst noch einen frühen Start vereinbart hatten ("wenns hell wird"), den dann mal auf "halb 7 aufstehen" verschoben hatten (das Wetter war ja voraussichtlich den ganzen Tag super und schließlich war das Urlaub), verzögerte sich das ganze dann noch mal ein wenig und so schafften wir es dann um 8 endlich zu starten. Etwas spät, aber gut gestärkt, hat ja auch was für sich.

Wir planen gleich ein erstes mal um und wählen den direkten Weg über den Eisstein, um nach Oberau zu gelangen. Halb oben stellen wir bei einem kurzen Blick auf die (digitale) Karte fest, dass wir nicht unbedingt dem Forstweg folgen müssen, sondern grad hoch auch ein Weg geht - und dahin ein anderer quer zum Hang. Dieser wird zwar immer schmaler, führt aber dann doch zur erhofften Abzweigung. Der Weg auf's Eiseck folgt dann so ziemlich der idealen Linie und ist wirklich schön zu gehen. Wir nehmen's gemütlich, machen aber dank des recht steilen Weges gut Höhe. Am Eisstein dann machen wir mal kurz Pause. Kurz trinken und eine Banane, dann noch ein paar Bilder. Die Aussicht gibt schon was her.

Eisstein-Panorama

Das Sonnberger Jöchl lassen wir links liegen (wir haben ja noch einiges vor uns) und nehmen den Weg nach Oberau. Bei Oberau geht es ein Stück der Hauptstraße entlang, bald halten wir uns aber wieder an den rechten Hang und folgen dem Weg über den Ortsteil Straß. Kurz bewundern wir zuerst die schönen alten und später die recht imposanten modernen Gebäude, dann geht es auf einem schmalen Viehweg wieder runter. Irgendwie müssen wir das Tal von uns queren, also trennen wir uns von ein paar Höhenmetern. Mittlerweile ist es Mittag, etwas Essen wäre nicht schlecht. Auf einer kleinen Ebene im Wald widmen wir uns dem Inhalt unserer Rucksäcke. Gleich darunter ist die Straße wieder zu sehen, wir nehmen den direkten Weg durch den etwas steilen Wald.

Erfahrenere Alpinisten allerdings mutmaßen, dass die Namensgebung weit mehr mit dem unter Berggängern im Sinne einer konditionellen Grenzerfahrung verwendeten Begriff des "eingehens" zu verörtern ist. Die Motivation zu Saisonsbeginn ist naturgemäß recht hoch. Beim Gefühl für die tatsächliche eigene Fitness ist dem nicht zwingend so.

Schließlich erreichen wir etwas unterhalb von Mühltal den Talboden. Wir erfreuen uns kurz an der Kreativität in Bezug auf automatisch schließende Gatter:

Kippstangen-Upcycling für Tore

Dann aber heißt es wieder hinauf. Wir gehen über den Hörbighof Richtung Thierbach, die Wege sind schön und wir haben offenbar die ganze Region fast für uns allein. Bis auf die Strecke durch Oberbach treffen wir fast keine anderen Menschen. Nach dem Hörbighof folgen wir dem Kogelweg - eine gemütliche Runde mit einigen Schautafeln und anderen netten Details vom Bienenschauhaus über eine Bank mit Drachenkopf bis zur Waldhütte.

Drachenbank

Wir halten uns aber nicht lange damit auf und so gelangen wir schließlich nach Thierbach.

Man geht bei diesen Touren auch gewisse Unwägbarkeiten ein. Zu Winterbeginn ist immer wieder spannend wie viel Schnee schon liegt und wie viel der Bodenbeschaffenheit somit noch miterlebt werden kann. Im Frühjahr dagegen eben diese Substanz schattseitig und in diversen Gräben und Mulden durchaus noch für Überraschungen sorgen.

Auch Thierbach ist ein schönes Örtchen, der Blick in den Hintergrund offenbar aber dass wir unsere Planung wohl etwas umgestalten sollten: die Grätelspitze präsentiert sich noch ziemlich schneebedeckt weiß.

Thierbach mit Grätelspitze

Zudem erkennen wir dass wir wohl erst noch ein Stück runter müssen. Wir folgen der Asphaltstraße und sind bald in Hinterthierbach. Wir passieren den Klinglerhof. Kaffee und Kuchen? Wir sind uns schnell einig - so viel Zeit muss sein - leider aber stehen wir vor verschlossenen Türen. Dann halt nicht, es geht wieder bergauf zum Hösljoch. Der Weg ist recht komfortabel, aber langsam zehren die letzen Stunden an unseren Kräften. Wir halten kurz inne, trinken was und essen noch einen Riegel.

Danach sind wir wieder recht motiviert - so motiviert dass wir schnurstracks in eine Sackgasse laufen. War wohl doch nur ein Erschließungsweg. Laut Karte gibt es etwa 50 Höhenmeter weiter oben einen zweiten solchen und wir steigen durch den steilen Wald auf wo wir eben diesen zum Glück auch finden. Dieser gabelt sich, wir nehmen natürlich den oberen, die Lücke auf der Karte ist vermutlich ein Fehler und wir werden ja keine wertvollen Höhenmeter verschenken! Ein paar Minuten später kommen uns doch kurz Zweifel an der Genialität unserer Wegfindung, links geht es richtig steil hinunter, dort unten ist Schnee und Fußspuren. Rechts geht es steil nach oben und die Flanke Richtung Pass schaut eher abenteuerlich aus. Diesmal haben wir aber Glück, etwas weiter oben ist ein alter Fußweg, der sehr schön durch den steilen Wald bis fast zum Übergang führt. Noch ein Stück durch den Schnee und wir erreichen das durchaus idyllische Hauser Joch.

Der rettende Fußweg
Einiges an Schnee ist uns erspart geblieben.
Das Hauserjoch mit idyllischem Bergsee.
Hauseralm?

Nach rechts ginge es jetzt zur Grätelspitze, deren Überschreitung wir ursprünglich auch noch anvisiert hatten. Müdigkeit, die fortgeschrittene Uhrzeit sowie doch auch etwas Vernunft (dort droben hat's doch ordentlich Schnee) verhelfen uns dann aber doch zur Entscheidung den (abermals sehr schönen) Steinweg nach Alpbach zu nehmen. Die paar Kilometer nach Brixlegg schenken wir uns und nehmen den Bus. Von dort sind wir mit dem Zug in geradezu unverschämt kurzer Zeit wieder in Wörgl. Es war ein guter Tag.